Rund Seeland

Vier Wochen lang nehmen wir uns Zeit, Seeland zu umrunden – mit ganz besonderen Spots wie dem Lysegrund (wo Roland eine Robbe mit dem Anker aufschreckt), Midsommar in Kopenhagen und den weißen Klippen von Møn. Unvergessliche Momente auf 556,6 Seemeilen.

2. Juli: Kieler Förde
Heimathafen – das bekommt für uns von Saison zu Saison eine neue Bedeutung. Als wir jetzt wieder am Steg festmachen, begrüßen uns nicht nur die Nachbarn. Sie verwöhnen uns auch mit frisch gefangenem und gebratenem Aal. So macht das Ankommen einfach nur Spaß. Wir bauen ein letztes Mal unseren Leuchtturm auf und genießen das Leben – dankbar für die tollen Erlebnisse und dafür, dass wir und das Boot heil geblieben sind.


01. Juli: Langø – Möltenort
Der Wind kommt aus Nordnordost und damit perfekt für die Rückfahrt nach Deutschland, knapp sieben Stunden brauchen wir bis in die Förde und suchen uns eine Box in Möltenort aus, um von dort aus nach Laboe zum Abendessen zu gehen. Antje legt an, inzwischen etwas routiniert, doch die ausgesuchte Box ist eigentlich zu klein – trotzdem rutscht das Boot rein. Sicher heißt heute wirklich sicher. Am nächsten Morgen braucht Roland dann ordentlich Kraft, um die Pfähle wieder auseinaderzudrücken, damit die Serendi durchrutschen kann. Dabei ernten wir den feixenden Spruch eines Mitseglers: „Na, heute wohl ein bisschen viel gefrühstückt, was?“


30. Juni: Hafentag in Langø
Nach dem gestrigen Ritt gönnen wir uns noch einen Hafentag und kaufen direkt beim Fischer frische Scholle. Anschließend wollen wir wandern – auf dem einzigen Weg, den die Landzunge bietet. Aber wir schaffen es, die angeblich klare Ausschilderung zu verfehlen und spazieren durch – zugegebenermaßen – schöne Privatgärten, ehe wir unseren Fehler bemerken. Also wieder zurück, nützt ja nichts, und ab zum Baden 🙂 Danach gibt es frischen Fisch und selbstgebackenes Brot.


29. Juni: Nysted – Langø
Der Tag beginnt um 8 Uhr eher harmlos, mit zwei Knoten Wind aus Nordost. Wir ziehen den Spi hoch, schließlich erwarten uns 44 Seemeilen auf diesem Schlag. Erst nimmt der Wind zu – was uns freut – dann sehen wir eine Gewitterfront, die sich rasant nähert. Wir schaffen es kaum, den Spi zu bergen, die Genua zu setzen und das erste Reff ins Groß einzulegen, da erwischen uns die Böen bereits. Der Druck auf den Segeln ist zu groß, deshalb holen wir das Groß runter und verringern die Genua-Fläche um die Hälfte. Dennoch zeigt die Logge konstant 5,5 Knoten Fahrt an. Als wir um 19 Uhr, nach elf Stunden, anlegen, sind wir platt.


28. Juni: Hafentag in Nysted
Flaute auf dem Wasser verspricht auch wenig Gegenwind beim Radfahren, und so starten wir entlang der Küste, um einen schönen Badestrand zu finden. Uns schrecken aber die vielen grünen Algen im Wasser, offenbar deutliches Zeichen einer Überdüngung. Wären wir bloß eher gestoppt, so aber fahren wir über Stock und vor allem Stein, bis es knallt, und sich die Luft aus dem Vorderrad von Rolands Rad auflöst. Wir bauen einen Abschleppdienst mit meinem Rad und schieben zurück – und irgendwann gehen wir doch, wenn auch unwillig, in das grüne Wasser. Immer noch besser als ein Hitzeschlag.


27. Juni: Hesnæs – Nysted
Der Wind kommt aus Nordwest, als wir Nysted ansteuern. Uns erwarten ein Hafen und ein ruhiger, wunderschön gestalteter Ort. Wir erfahren viel darüber, wie früher Fischernetze präpariert wurden – dank historischer Bauten, die sich im Hafen befinden. Für den nächsten Tag ist Flaute angesagt, also planen wir einen Hafentag ein.


26. Juni: Klippen Møn – Hesnæs
Den Tag beginnen wir mit einem Ausflug an Land, wir rudern mit dem Beiboot zu den Klippen und unternehmen einen Ausflug. Unter Vollzeug legen wir gegen 11 Uhr ab, doch dann stellt sich die Flaute ein. Zum Glück nur kurz, ab 12.30 Uhr geht es unter Segeln weiter, und nach einem in den Sand geschriebenen Geburtstagsgruß an Heike springen wir um 18 Uhr wieder ins Wasser.


25. Juni: Dragør – Møns Klint
Knapp 20 Minuten nach dem Ablegen ziehen wir den Spinnaker hoch, schließlich sagt die App wenig Wind vorher. Doch das Wetter – Grüße an Jonas-Stefan – findet draußen statt. Und so können wir den Spi nicht schnell genug bergen, als der Wind auffrischt. Er reißt an einer Stelle, Roland kann die Stelle zum Glück schnell flicken. Drei Stunden später kommt die nächste Flaute und der Spi wieder zum Einsatz. Unser Ziel: Klinthom Havn. Doch dann sehen wir vor den Klippen von Møn einen Ankerlieger, steuern schnell entschlossen um, lassen unseren Anker fallen und fühlen uns einfach privilegiert. Welch ein wunderbarer Ort! Wir baden, pumpen das Schlauchboot auf, essen und staunen.


24. Juni: Kopenhagen – Dragør
Wir folgen den Empfehlungen diverser Segler und fahren gut acht Meilen nach Dragør, einer Art Museumsdorf. Ja, es ist schön (und es gibt im Hafen sogar ein Quarantänehaus, schöne Grüße an Corona). Aber nach Taarbæk sind wir wohl etwas verwöhnt. Deshalb zeigen wir heute mal unser Abendessen: Kartoffelsalat und Würstchen, zum Nachtisch süße Schweineohren und Kirschen.


23. Juni: Taarbæk – Kopenhagen
Gerade mal acht Seemeilen brauchen wir, dann legen wir nach dem beschaulichen Taarbæk im Ny Havn von Kopenhagen an. Wir bummeln durch die Stadt, besuchen (natürlich) die kleine Meerjungfrau und sind etwas enttäuscht, dass es keine Livemusik in den Straßen gibt. Schuld, vermuten wir, ist die Pandemie. Wie falsch wir liegen, sehen wir bei Einbruch der Dunkelheit. Alles, was als Boot durchgeht, schwimmt auf dem Wasser – mit lauter Musik, Seifenblasen und Lichtern. Bis zum frühen Morgen feiern wir mit, und vor allem Reffen gefällt uns bestens.

Wie cool ist das denn 🙂

22. Juni: Helsingør – Taarbæk
Einmal mehr warnen die Karten vor einem kleinen Hafen, sehr kleinen Hafen. Doch wir haben Glück: Nach knapp 16 Meilen bei besten Bedingungen finden wir die passende Box, und sind trotz unserer noch nicht mal zehn Meter Länge eines der größten Boote hier. Umso erstaunlicher, dass eines der größten Containerschiffe, die Emma Maersk, hier ihren Heimathafen hat: „Als sie 2006 vom Stapel lief, war sie das größte jemals gebaute Containerschiff, und 2010 gehörten sie und ihre sieben Schwesterschiffe zu den längsten Containerschiffen.“ Ganz ehrlich: In den Hafen passt noch nicht mal der Bug. Uns gefällt es ausgesprochen gut: Direkt an der Kaimauer lockt die Badestelle, es gibt einen Wildpark mit weißen Rehen, Spazierwege und am Abend eine schwimmende Plattform für das Midsommar-Feuer am nächsten Tag.


21. Juni: Viken – Helsingør
Dänemark spielt an diesem Abend bei der Fußball-WM gegen Russland, und gefühlt die gesamte Stadt ist auf dem Marktplatz. Wir nutzen die Zeit, um uns das Museum im Trockendock anzuschauen (sensationell), die Schiffe im alten Hafen zu bewundern, zu lernen, dass die Kronborg für Shakespears „Hamlet“ die Heimstatt war, und letztlich doch beim Fußballspiel zu landen. Eine wunderbare Stadt.


20. Juni: Gilleleje – Viken
In Gilleleje befindet sich die Badestelle direkt hinter der Hafenmauer, erreichbar über eine Treppe und wunderbar zum Abkühlen an diesem heißen Tag. Wir springen morgens rein, lassen uns dann im Dorf-Treff auf Corona testen, gehen noch einmal ins Wasser und nehmen dann Kurs auf Viken. Auf dem Weg über den Öresund holt uns das angekündigte Gewitter ein, der Wind dreht von Südost auf West. Doch das ist nicht so schlimm wie die Tatsache, dass die schwedische Bäckerei keine Zimtschnecken anbietet. Dafür gibt es die Nutzung von Waschmaschine und Trockner kostenfrei, wir räumen also endlich mal wieder die Klamotten auf.


19. Juni: Lysegrund – Gilleleje
Die Nacht liegt hinter uns, zum Glück. Denn wegen der Wellen ist Antje nachts noch in die Salonkoje umgezogen, um einen akuten Anfall von Seekrankheit zu verhindern. Wir nehmen noch ein Bad im Kattegat, ziehen den Anker samt Seestern hoch und üben noch ein MOB-Manöver, dann kehren wir zurück in die Zivilisation und nehmen im Schmetterling Kurs auf Gilleleje.

Das Boot schaukelt, Tag und Nacht – und das Kaffeewasser wird durchgeschüttelt bei Windstille.

18. Juni: Lynæs – Lysegrund
Es steht in jeder Karte: Lysegrund – eine Untiefe mitten im Kattegat – sollte nur bei wenig, besser keinem Wind angesteuert werden. Wir schauen aufs Wetter und stellen fest: Sechs Knoten sind wenig Wind. Wie man sich täuschen kann. Zunächst freuen wir uns, dass wir Lysegrund entdeckt haben und dass wir mitten im Nirgendwo ankern können. Roland schmeißt um 18.45 Uhr den Anker und jagt damit eine Robbe hoch, die sich erstaunt umschaut. Offenbar kommt nicht allzu oft jemand vorbei. Wir machen das Boot klar und stellen dann fest: Es schaukelt, schaukelt, schaukelt. Der Schwell der vergangenen Tage voller Wind lässt uns nicht zur Ruhe kommen. Letztlich halten wir beim Essen die Teller fest, damit sie nicht vom Tisch springen.

17. Juni: Roskilde – Lynæs
Es nützt nix: Wir müssen den Sund wieder herausfahren, an allen Untiefen vorbei. Der Südwind bietet mal zwei, mal 16 Knoten – was angesichts des Fahrwassers durchaus eine Herausforderung ist. Wir schaffen die letzte Brückenöffnung, und nach sieben Stunden liegen wir fest im Hafen von Lynæs.


16. Juni: Frederiksværk – Roskilde
Ich will nicht von Kulturschock sprechen, aber: Wir treffen ja kaum Leute unterwegs – das ändert sich in Roskilde grundlegend. Hier fahren junge Wikinger in alten Booten, tanzen Teenies und Senioren an jeder Ecke, pulsiert das Leben. Ein ums andere Mal gehen wir durch die Straßen am Hafen und genießen den Trubel, ganz ungewohnt in der Corona-Pandemie. Roland schaut sich vor allem die restaurierten Boote an – Segelfreundin Birgit hätte ihre große Freude.

Livemusik: Roskilde singt, tanzt und lacht.

15. Juni: Odde Havn – Frederiksværk
Pünktlich um 9 Uhr decken wir uns in der Odde Fiskeri ein, dann steuern wir den Roskildefjord ein. Immer wieder schauen wir auf die Karte – aus Papier und elektronisch – denn die Warnung vor Untiefen ist nachdrücklich, und wir wollen nun wirklich auf keiner Sandbank stranden. Der Wind kommt kontinuierlich aus West mit zehn, zwölf Knoten, und wir legen den größten Teil nur mit Genua zurück. In Frederiksværk schauen wir uns nach einem Café um und erfahren von einem Einheimischen: „You’re in the most boring town to the most boring time.“ Aber immerhin: Wir entdecken ein Eiscafé (und jeder zweite Laden hier ist ein Friseur).


14. Juni: Langør (Samsø) – Odde Havn
Nach dem beschaulichen Langør wirkt Odde Havn deutlich größer, hier gibt es noch viele Fischerboote – längst nicht alle mehr im besten Zustand. Wir bummeln durch die engen Straßen und sind etwas enttäuscht, weil die Räucherei geschlossen hat. Dafür erfahren wir, dass wir am nächsten Morgen direkt bei den Fischern in einer Halle einkaufen können.


13. Juni: Hafentag auf Samsø
Räder raus und los: Natürlich gönnen wir uns einen Hafentag auf der dänischen Sonneninsel. Dieses Mal steuern wir gleich Nordby an, ein Örtchen, das aus der Zeit gefallen scheint. Die Häuser ducken sich klein um einen Dorfteich, und nach Tagen der Einsamkeit treffen wir mal wieder Menschen. Frisches Obst und Gemüse nehmen wir einmal mehr von einem Bauernhof mit, so langsam entwickeln wir echte Vorlieben.


12. Juni: Tunø – Langør (Samsø)
Der Wind bläst mit mehr als 20 Knoten aus Nordwest, sodass wir nach drei Stunden schon wieder in Langør festmachen können. Allerdings hat es der Schlag in sich: Immer wieder kommen die Wellen von hinten ins Cockpit, wir legen das zweite Reff ins Groß und fahren die Genua mit 30 Prozent. Man sollte sich nicht täuschen lassen: Auch vermeintlich kurze Touren verlangen einem einiges ab. Wir sind jedenfalls froh, als wir sicher in der Box liegen.

Eine schaukelige Angelegenheit – der kurze Schlag von Tunø nach Langør.

11. Juni: Flask Bugt – Tunø
Nachdem wir gestern das Spi-Fahren prima geschafft haben, legen wir heute nach. Allerdings klappt es nicht ganz so gut, was auch am zunehmenden Wind liegt. Also baumen wir die Genua aus und lassen uns nach Tunø schieben. Dort liegt bereits eine Säule auf dem Steg quer – ich war es nicht, obwohl ich den Anleger übernehme. Wir starten einmal mehr die Inselumrundung, dieses Mal in der anderen Richtung. Als wir zurückkommen, ist der Hafen gefüllt mit Teenies, die ihren Schulabschluss feiern. Nach der Corona-Pause freut uns dieser eher selbstverständliche Anblick jetzt richtig.

10. Juni: Aarø – Flask Bugt
Middelfart lassen wir dieses Mal aus, steuern stattdessen Flask Bugt an – der Name ist Programm, die Bucht wirklich flach, aber wunderschön.


9. Juni: Augustenborgfjord – Aarø
Wir kämpfen um Wind, und so heißt es im Logbuch: Vollzeug, Genua weg, Spi gesetzt, Spi weg, Motor an, Genua gesetzt, Genua weg, Spi gesetzt, Spi weg, Genua gesetzt. Wir streichen uns Ziel Middelfart und nehmen Kurs auf Aarø. Nach acht Stunden kommen wir im Hafen an, durchaus angestrengt. Doch die Insel bietet eine wunderbare Badebucht, und schon sind wir mit dem Tag besänftigt.


8. Juni: Sønderborg – Augustenborgfjord
Als Ziel nach Sønderborg wählen wir dieses Mal nicht die Dyvig, sondern einen Nebenarm vom Augustenborgfjord. Erst passieren wir die Brücke in Sønderborg, dann steht das MOB-Training an. Das steigert nicht meine Laune, dafür sorgen aber Schweinswale, die rund ums Boot spielen, und echte Flusskühe, die den Fjord säumen. Und wir lernen einmal mehr, dass Tiefenangaben auf Karten stimmen – spätestens als wir kurz festsitzen, ehe der Anker fällt. Unser Bad fällt indes nur sehr kurz aus: Tausende Quallen verderben den Spaß.


7. Juni: Schleimünde – Sønderborg
Uns fehlen mal wieder die dänischen Kronen im Portemonnaie, doch nicht nur wegen der Bank wollen wir nach Sønderborg. Die Stadt punktet einfach mit dem Flair.

Auf nach Dänemark.

6. Juni: Maasholm – Schleimünde
Den Urlaub starten wir in der Ankerbucht vor Maasholm, die wir immer wieder gern ansteuern. An diesem Morgen besuchen uns Petra und Gerd zum Frühstück an Bord, für die Überfahrt nutzen wir das Schlauch-Beiboot (lieber Dank an Maike und Olaf). Sitzen, quatschen, übers Wasser gucken – das können wir auch vormittags schon gut. Doch dann müssen wir zum Corona-Test, ehe wir nach Schleimünde fahren können. Dort stellen wir erstmals unseren privaten Leuchtturm auf, der aus einer (geleerten) Sektflasche und einer Lichterkette besteht.


5. Juni: Kieler Förde – Maasholm
Es geht los, endlich wieder. Um 11.20 Uhr verlassen wir unsere Box, und nur zehn Minuten später nehmen wir unter Vollzeug Kurs auf auf Strande – vor dem Urlaub wollen wir unseren Tank füllen. Raus aus der Förde und Richtung Schleimünde, auch dafür passt der Wind. Bis zur Lotseninsel segeln wir tiefenentspannt, dann tuckern wir unter Motor zum Ankern vor Maasholm.

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